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Die Fastenzeit steht vor der Tür.
Haben Sie sich schon überlegt, was Sie dieses Jahr fasten wollen? Ich selbst versuche es dieses Jahr mal mit dem Verzicht auf Schokolade. Ach, Sie fasten immer das Selbe? Ja, da kenn ich auch einige Leute. Jedes Jahr 7 Wochen ohne Süßigkeiten. Oder ohne Kaffee, ohne Alkohol, ohne Fleisch. Die sagen dann immer, wie gut ihnen das tut. Daneben gibt es dann noch den Fastentyp „guter Vorsatz schnell vergessen“. Die fangen hoch motiviert an und spätestens nach zwei Wochen geben sie auf. Naja, trotzdem was geschafft. Ist doch auch schon mal nicht schlecht. Und manche fasten auch einfach gar nicht. Die können der Sache nichts abgewinnen.

Warum wird überhaupt gefastet? In der Passionszeit ist es eine Vorbereitung auf das Osterfest. Sowas wie eine innere Reinigung, eine Besinnung auf das Wesentliche. Außerdem hat Jesus selbst ja auch 40 Tage in der Wüste gefastet. In anderen Religionen fastet man, um sich bewusst zu machen, dass nicht alle Menschen es so gut haben wie ich. Fasten bewirkt da Demut und Mitgefühl. Etwas zeitaktueller gedacht fasten viele Menschen mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen. Bestimmt auch sinnvoll, nur eben nicht religiös.

Bei dieser ganzen Aufzählung wird aber deutlich: Fasten ist mittlerweile eine Wohlstandserscheinung. Auf etwas verzichten kann ich nur, wenn ich auch genug habe. So viel habe, dass ich mir sogar aussuchen kann, worauf ich verzichten will. Das geht nur, wenn ich in einer Welt lebe, die mir alles bietet. All die Menschen auf den harten Flecken dieser Erde haben nicht mal die Chance dazu. Auf den Flecken, die Landwirtschaft unmöglich machen wegen Hitze, Trockenheit, Überflutungen oder Stürmen. Auf denen Leben unmöglich gemacht wurde zugunsten von endlosen Plantangen. Denen das Wasser entzogen wurde um denen die haben, noch mehr zu bieten. All die Menschen, die heute
nicht wissen, ob sie morgen essen. Im Angesicht dieser Menschen kommt mir mein Verzicht auf Schokolade wie Hohn vor.

Vielleicht ist Fasten doch nichts für mich. Vielleicht sollte ich mir eher überlegen, wie ich mein Verhalten insgesamt ändern kann, damit alle anderen auch lebensfähig bleiben.
Nicht 7 Wochen im Jahr, sondern 52. Aber vielleicht sind 7 Wochen schon mal ein guter Anfang.

Ihre Pfarrerin Roswitha Schiling

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